Alle Jahre wieder
Der Weihnachtsmarkt – in vielen Köpfen ist er die Quintessenz der Adventszeit: ein Ort, der nach Zimt und gebrannten Mandeln duftet, der in der Dunkelheit funkelt und für ein paar Stunden das Gefühl vermittelt, die Welt sei ein freundlicher Ort. Doch in den letzten Jahren hat sich die Atmosphäre verändert. Weihnachtsmärkte, die einst für Besinnlichkeit und Gemeinschaft standen, scheinen mehr und mehr zu Bühnen für Konsum und Kommerz geworden zu sein.
Viele von uns spüren die Spannung, die entsteht, wenn die schlichte Schönheit der Tradition auf die Realität der Konsumgesellschaft trifft. Die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit kollidiert mit dem Überfluss, der viele Weihnachtsmärkte dominiert.
Auch wenn das Alkoholverbot eine Vorschrift ist, bietet es einen ungewollten Vorteil: Es schafft eine ruhigere, familienfreundlichere Atmosphäre und verhindert den typischen Rausch, den viele Weihnachtsmärkte in anderen Ländern prägt.
— Värde
Stellen wir uns eine Szene vor:
Der Raum, den wir betreten, ist nicht leer, aber auch nicht überladen. Kein Überfluss, sondern genug. Kein Drängen, sondern Einladung. Die Farben dieses Bildes sind gedämpft, erdig, wie das Licht kurz vor Sonnenuntergang. Stellen wir uns einen kleinen Platz vor, eingerahmt von Tannen und Holzbuden. Kein grelles Licht, keine lauten Lautsprecher – nur Kerzen, die flackern, und die Stimmen der Menschen, die sich begegnen. Es riecht nach frisch geschlagenen Zweigen, nach Feuerholz und dem süßen Gewürz des Glögg. Kinder lachen, nicht, weil sie etwas wollen, sondern weil sie den Zauber spüren, der in der Luft liegt. Hier gibt es keine Massenware, sondern Dinge, die eine Geschichte erzählen. Keine lauten Stimmen, keine schrille Musik, kein Lärm.
Ein Moment der Echtheit, in dem nichts darauf abzielt, uns etwas zu verkaufen, sondern alles darauf, uns etwas zu geben: Ruhe, Sinn, Verbindung. Es ist ein Bild, das uns daran erinnert, dass Dinge Bedeutung haben dürfen.
Solche Weihnachtsmärkte sind keine Selbstverständlichkeit, nicht einmal in Skandinavien. Aber dort zeigen sie, wie Tradition ohne Überfluss aussehen kann.
— Värde
Julmarknad
Ein skandinavischer Weihnachtsmarkt bietet eine Atmosphäre, die in ihrer Klarheit fast meditativen Charakter hat. Kein lärmender Schwipps, kein Übermaß an Plastikdeko, keine fettigen Bratwurstduelle am Glühweinstand. Stattdessen ist da eine Ernsthaftigkeit, eine fast rührende Zurückhaltung. Man bleibt länger stehen, liest die handgeschriebenen Schilder an den Ständen, spricht mit den Kunsthandwerkern. Der Glögg ohne Alkohol mag kein Feierstarter sein, aber er zwingt uns, die Wärme anders zu suchen – vielleicht in einem Gespräch, in einem leisen Moment.
Solche Weihnachtsmärkte sind keine Selbstverständlichkeit, nicht einmal in Skandinavien. Aber dort finden sie sich – seltener als wir hoffen, doch oft genug, um uns zu zeigen, wie Besinnlichkeit und Tradition ohne Überfluss aussehen können.
Oft ist es weniger der Ort, der Magie schafft, sondern die Haltung, mit der wir ihn erleben.
— Värde
Vielleicht liegt hier ein Weg: sich von der Idee eines lauten Spektakels zu lösen und stattdessen Märkte zu schaffen, die Raum für Begegnung und Besinnung lassen – in kleinen Gesten, in authentischen Momenten. Denn oft ist es weniger der Ort, der uns berührt, sondern die Haltung, mit der wir ihn erleben.
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